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Frage

21.01.2002 15:42:53
Wir wollen in den Osterferien mit dem Wohnmobil nach Sizilien. Wer hat Erfahrungen mit dieser Insel?

Antwort

24.01.2002 12:26:45
Wir haben vom 05.06.-07.07.96 eine Sizilien-Rundfahrt mit dem Reisemobil gemacht. Es ist zwar schon lange her, aber vielleicht hilft dieses Info doch noch ein wenig.
Wir sind über den Julier, Bernina und Aprica-Paß Richtung Florenz gefahren. Dann Rom, Neapel Sorrent und entlang der traumhaften Amalfi-Küste bis San Giovanni.
Die Fähre bringt uns für 57000 Lire (57 DM) bis Messina. Von Messina bis Letojani schlängelt sich die Hauptstraße zwischen Häusern und parkenden Autos, von der Autobahn hat man einen herrlichen Blick übers Meer. Unser erster Campingplatz "Marmaruca" in Letojani war sehr schön, aber nicht zu empfehlen, da er unter der Autobahnbrücke lag und sehr laut war.
Taormina, das uralte Griechenstädtchen thront auf einem Felssporn am Monte Tauro. Nirgenswo wird man besser und teurer bedient als in diesem Nobelort. Atemberaubend ist die Aussicht auf die Buchten und das Inselchen "Isola Bella" vor Taormina.
Sein Feuer hat der größte, aktive Vulkan Europas (3323m) nicht eingebüßt. Bis 1900 m führt eine Straße zu einer Bergstation (die mit dem Mobil gut befahrbar ist, man kann oben auch im Mobil übernachten, zur Sicherheit aber nicht allein). Von dort geht es weiter mit einer Seilbahn und Geländefahrzeugen bis 2900 m Höhe (ca. 55 DM). Man kann den gesamten Weg auch zu Fuß gehen, wird dann aber von den vorbeifahrenden Geländewagen eingestaubt und sieht nachher aus wie ein Zechenarbeiter. Selbst im August weht dort noch ein kühler Wind (warme Kleidung). Von der Bergstation führt ein Weg bis ca. 300 m unterhalb des Kraters, zu rauchenden Erdspalten. Aus sicherer Distanz konnten wir 14 Tage später bei Nacht kleine Eruptionen, ein relativ ungefährliches, einzigartiges Schauspiel bestaunen. Das Grollen hörte sich an wie fernes Donnern.
Das Wahrzeichen Catanias ist ein Elefant aus Lavagestein mit einem Obelisten auf dem Rücken, der am unteren Ende der eleganten Einkaufsstraße "Via Etnea" steht und dem barocken Dom, mit Blick auf den Ätna.
Wir fahren die Küstenstraße über Siracusa weiter, der Kiesstrand geht immer mehr in Sandstrand über. Kurz vor Avola gibt es nur noch Sandstrand. Wir besuchen Noto, die Barockstadt Siziliens, alte Höhlenwohnungen in Ispica, Modica mit seiner wunderschönen Barockkirche, Ragusa mit vielen Sandtuff Gebäuden.
Über Scicli fahren wir an einen traumhaften Sandstrand in Braccetto (einsame Gegend). Die Besitzerin des Euro Camping empfielt uns in Scoglitti ein zauberhaftes Fisch Restaurant (Ristorante Sakalleo Tel. 0932-871688). Wir bekommen 16 verschiedene Schalentiere und einen guten Wein und sind hellauf begeistert (auch vom Preis). Immer beim Einkauf den Kassenbon verlangen (bei Kontrolle droht ca. 100 DM Strafe).
Wir fahren weiter durch einen blühenden Garten, an Oleander, Hibiskus und Zitrusplantagen (Zitronenpresse nicht vergessen) vorbei und erreichen Piazza Armerina mit seinen frühbarocken Dom. Außerhalb der Stadt befindet sich der römische Palst Villa Romana del Casale aus dem 3.-4. Jh. v. Chr. der erst 1929 entdeckt wurde. 3500 qm Mosaike bedecken die Fußböden des herrschaftlichen Hauses, ein buntes Bilderbuch aus Mythologie und Müßiggang.
Schloß Lombardia, die Zitadelle genant, mit der Bronzestatue des Sklaven Eunos, errichtet von den Staufern. Von den ursprünglich 20 Türmen sind nur noch 6 erhalten. Von der Zitadelle aus hat man einen wunderschönen Blick auf Italiens höchster Provinshauptstadt Enna.
Jetzt nähern wir uns der schönsten Stadt der Sterblichen, Agrigent. Wir finden den schönsten Sandstrand auf unserer Sizilien Rundfahrt, San Leone Camp. Nettuno. Zuerst besuchen wir die Altstadt von Agrigent, dann gehen wir in das antike Akragas, in das Tal der Tempel. Mandelbäume und Kakteen wo man hinschaut, wir bestaunen den Concordia Tempel vor einem alten Olivenbaum, den Tempel der Hera Lakinia (oder Juno Lacinia), den Herkules Tempel, den Jupiter Tempel und hinter einem Blütenmeer sehen wir eine liegende Telamone (Stütze in Form eines Menschen). Vor Eraclea Minora (eine Postkartenidylle) erhebt sich in strahlendem Weiß ein 75 m hoher Kalkfelsen aus dem blauen Meer. Wir nehmen ein Bad in der heißen Therme von Sciacca. Schon die alten Römer wußten die Schwefel-und jodhaltigen Heilquellen des auf einer steil ins Meer abfallenden Hochebene liegenden Kurortes zu schätzen. Weingärten, Olivenhaine, Artischockenfelder und Obstplantagen säumen die Küstenstraße bei Mariella di Selimunte, weiter geht es über Castelvetrano durch Mazara del Vallo, mit seinen arabischen Ursprung. Wir erreichen Marsala, bekannt für Weine der Spitzenklasse. Von der Küste aus kann man hinter den Salinen, die 3 Ägadischen Inseln sehen. In Trapani beginnt nach 3100 km Fahrt für uns die Rückreise. Eine Serpentinenstr. führt 700 m hinauf in das Bergstädtchen Erice. Von der Battista Kirche haben wir einen herrlichen Blick auf das Cap S. Vito, Monte Cofano und die Ortschaft Bonagia, wo wir eine Nacht bleiben. Erice, mit seiner normannischen Burg, Castello di Venera, an dieser Stelle befand sich der Venus Tempel. Erotisches stand hoch im Kurs. Nach der Legende soll Eros, Sohn eines Argonauten und der Schönheitsgöttin Aphrodite das malerische Bergstädtchen als Hochburg kultischer Liebesspiele gegründet haben.
Jetzt geht die Küstenstraße an steil aufragenden Bergen und kleinen Sandbuchten entlang. Über Castellammare, geht es jetzt nach Sferracavallo bei Palermo. Hier bleiben wir auf dem Camp. Degli Ulivi (schattiger Platz im Ort, der Camp. am Meer ist schattenlos). Von dort fahren wir mit dem Bus nach Palermo. Auf der Fahrt spreche ich ein italienisches, englisch sprechendes Touristen Paar an, die uns beim Umsteigen helfen und ganz Palermo zeigen. Sie laden uns noch zu einem Zitroneneis ein, eine Spezialität der Insel. Am nächsten Tag sehen wir uns die Stadt noch einemal auf eigene Faust an; no Mafioso, no Gangster, no problema. Am nächsten Tag gehts mit dem Mobil kreuz und quer durch die Stadt, es ist nicht anders, wie in anderen Städten auch, dann fahren wir die Küstenstr. weiter bis Cefalu (die Straße sollte man Sa u. So. meiden, wir kamen nur mit großen Wierigkeiten durch, wegen der vielen parkenden Autos).
Cefalu, (Camp. Costa Ponente wird zum ersten Mal deutsch gesprochen) hinreißend die Lage an dem mächtigen Felshaupt. Im Herzen der Altstadt der Normannendom. In einer Altstadtgasse (Via Vittorio Emanuele) verbirgt sich ein aus dem Fels gehauener arabischer Waschplatz (Lavatoio Pubblico). Man sollte nicht, wie wir mit dem Mobil in die Altstadt fahren, nur mit Hilfe der Anwohner, schafften wir es den Wagen wieder heraus zu lenken.
An den vielen Keramikgeschäften erkennt man Santo Stefano di Camasira sofort. Doch es geht weiter zur Wallfahrtskirche Tindari. Hier wird die schwarze Madonna verehrt.
Von Milazzo aus, besuchen wir 2 der Aolischen Inseln: Lipari und Vulcano. Wir lassen das Mobil auf Camp. Smeralda und nehemn den Bus und die Fähre. Auf Lipari lohnt eine Inselrundfahrt mit dem Taxi. Auf Vulcano genießen wir ein Bad im milchigtrüben körperwarmen Heilschlamm eines seichten Tümpels. Danach nehmen wir ein Bad im Meer, das durch heiße unterseeische Fumarolen in einen Whirlpool der Natur verwandelt wird. Die Luft riecht nach Schwefel und der Krater raucht noch. (Badesachen nicht vergessen). Unsere letzten Tage verbringen wir am Fuße des Ätna.
Von Messina aus verlassen wir Sizilien. Einige Tage bleiben wir in Kalabrien und am Bolsena See, um uns dann in der Saturnia Therme in der Nähe von Rom im heißen Wasser des Flusses zu aalen. Nach hause gehts bis zum Lago Maggiore, über den Simplon Paß, am Rhonegletscher vorbei, über den Grimsel Paß mit seinen wunderschönen steilen und glatten Felswänden. Nach 6644 km erreichen wir NRW. Wir hatten nirgendwo Probleme, natürlich muß man überall aufpassen. Die Campingplätze waren annehmbar, die Menschen freundlich.
Ein altes sizilianisches Sprichwort sagt: Ob arm oder reich "Vino" zählt zu den Grundnahrungsmitteln der Inselbewohner. Sie deswegen für ein Volk von Trinkern zu halten, wäre dennoch grundfalsch. Wein gehört ausschließlich zum Essen. Wer danach nochmals nach Wein verlangt, entpuppt sich entweder als Banause - oder als Tourist aus dem Norden.
Italia bellissimo, ideale per una vacanza abbastanza tranquilla...
Schöne Reise wünscht Horst und Ilse Warm

Kommentar

24.01.2002 18:53:03
Vielen Dank für die ausführliche Schilderung. So habe ich es mir gewünscht und meine Erwartung wurde übertroffen. Danke

Kommentar

24.01.2002 21:03:53
Vielen Dank Horst und Ilse...!
Das macht richtig Appetit auf mehr. Wir liebäugeln schon lange mit Sizilien, würden dann aber eine Reise im April / Mai unternehmen. Euren tollen Reisebericht haben wir uns ausgedruckt, der ist uns sicher eine große Hilfe bei der Planung. Wir wünschen uns mehr solcher Reiseberichte in diesem Forum, macht wirklich Spaß, weckt Reisefieber und verführt zum träumen ! Ganz prima...! Mit freundlichem Gruß Juergen & Angie

Kommentar

25.01.2002 08:48:52
Toller Beitrag ! Es macht richtig freude ihn zu lesen. Hoffentlich ist dieses der Auftakt für eine Reihe von Reiseberichten in diesem Forum.

Vielen Dank !

Kommentar

26.01.2002 20:10:04
Hallo Horst und Ilse Warm
Vielen Dank für den guten Reisebericht. Wir wollen dieses Jahr auch nach Sizilen fahren. Wir können sicher von euren Erfahrungen profitieren.
Urs und Elsberh Maurer aus Bern

Kommentar

03.02.2002 20:19:43
Danke schön, das war ein toller Tipp! Anscheinend ist Sizilien in diesem Jahr "in". Auch wir möchten die Insel April/Mai besuchen und finden den Reisebericht als tolle Anregung. Wäre schön, ähnliche ausführliche Berichte zu lesen! Schöne Grüße aus Franken! Heide

Antwort

24.01.2002 13:50:40
Sollten wir diese Reise nocheinmal machen (und wir werden es tun, da es noch viel mehr zu sehen gibt), würden wir in entgegengesetzter Richtung fahren, und im Süden zum Schluß länger bleiben (Badeurlaub). Die Küste im Süden gefällt uns besser (Sandstrand), es gibt dort auch mehr Campingplätze. Übrigens waren die Campingplätze zu der Zeit fast leer. Bei der nächsten Fahrt würden wir (eventuell mit anderen Mobilen) auch frei stehen.

Antwort

27.01.2002 22:28:27
Wir waren vor Jahren in den Osterferien in Sizilien - viele Campingplätze hatten zu der Zeit noch geschlossen - wenn geöffnet, war man praktisch allein! Frei stehen war kein Problem.Besonders gut gefallen hat uns Cefalu.Die Rückfahrt haben wir per Fähre von Palermo nach Genua durchgeführt. Obwohl wir seinerzeit Kabine buchen + zahlen mussten (!), konnten wir im Womo an Deck übernachten!!
Die Nacht vor der Fähre haben wir damals im Hafen von Palermo übernachtet.